PEDRO SALINAS


DORT WO DIE LIEBE IHR UNENDLICHES ERFINDET

Hörst du wie sie um Wirklichkeiten bitten,
sie, wild und zerzaust vom Winde, sie,
die Schatten, die wir zwei geschmiedet
in diesem ungemessnen Bett der Fernen?
Ermüdet von Unendlichkeit, von ungestillter
Zeit, vom Namenlosen, verwundet
von einem großen Heimweh nach Materie,
bitten um Grenzen sie, um Tage, Namen.
Sie können
so nicht mehr leben: sie stehn am Rand
des Sterbens auch der Schatten, das ist, dem Nichts.
Sei hilfreich, komm mit mir.
Biet deine Hände, biete deinen Leib,
wir wollen eine Farbe ihnen suchen,
wir beide, eine Brust, ein Datum, eine Sonne.
Oh laß sie in dir ruhn, sei du ihr Fleisch.
Es wird sich ihre ungeheure Angst, die suchende,
beruhigen, wenn wir sie herzen
gierig zwischen unsern Körpern,
dort wo es Nahrung für sie gibt und Ruhe.
Sie werden im Umschlingen unsres Traums
umschlungen endlich schlafen. Und so
wenn wir uns trennen, wenn wir uns nur
von Schatten nähren, schon ferne, werden
sie
Erinnrung haben, werden Vergangenheit
von Fleisch und Knochen haben:
die Zeit die sie in uns gelebt.
Und ihr mühselger Traum von Schatten
wird wieder Rückkehr in das Körpersein,
sterblich und rosa,
dort wo die Liebe ihr Unendliches erfindet.


Aus: Rose aus Asche, spanische und spanisch-amerikanische Lyrik seit 1900, herausgegeben und übertragen von Erwin Walter Palm, R. Piper & Co. Verlag, München, 1955.